Himmel und Hölle: Jemen, Rotes Meer, Israel und Zypern

Geschrieben am 28. August 1999: Githion, Griechenland

 

Inhalt:   Mukalla (Jemen), Aden, Bab el Mandeb, Massawa (Eritrea), Asmara, Sudan, Suakin, Ras Banas (Ägypten), Safaga, Hurghada, El Gouna, Horrortrip im Golf von Suez, Port Suez, Suezkanal, Ashqelon (Israel), Larnaca (Zypern).
Anhang: ATOL Wetterinformationen Rotes Meer (und Weltweit!)

 

 

Gleich vorweg: Unsere Weltumseglung ist fast abgeschlossen und die letzten 250 Seemeilen im Roten Meer haben uns beinahe die Segellaune gänzlich verdorben.

 

Am 15. März 99 starteten wir von den Malediven (siehe unser letzter Bericht) nach Oman. Alle Yachten unserer Funkrunde, die in Salalah (Oman) waren, berichteten in lobenden Tönen. Nach drei Tagen auf See entschlossen wir uns zur Kursänderung nach Mukalla, Jemen, weil wir sonst noch weitere 1000 sm hoch am Wind hätten segeln müssen. Wir hätten ohnedies nur wenige Tage bleiben können, weil wir weit hinter unserem Zeitplan liegen. Nach elf Tagen, zum Teil mit herrlichem Halbwindsegeln, zum Teil mit Flaute, fiel in Mukalla nach 1550 sm der Anker im recht gut geschützten und direkt vor Stadt liegendem Hafen (14.31.55 N / 49.08.00 E). Nun waren wir in Arabien.

 

Von der See bietet Mukalla einen schönen Anblick. Meist weiße, mehrstöckige Häuser mit Flachdächern stehen eng aneinander und ziehen sich auch die Berghänge hoch, die wenige hundert Meter hinter dem Ufer beginnen. Zahlreiche Moscheen sind im Stadtbild zu erkennen. Die Behörden kommen an Bord und die Einklarierung war kurz und kostenlos; auffallend war die Höflichkeit und Korrektheit der Beamten. Ohne Visum werden drei Tage Aufenthalt gewährt, was aber in der Praxis nicht so streng gehandhabt wird. Diesel (0,20 USD/Liter) und Wasser werden bei Bedarf zur Yacht angeliefert. Das Yachtgeschäft liegt in der Hand von Ibrahim (genannt Alexander), der gleich mit den Behörden an Bord kam und seine Dienst unaufdringlich anbot. An Land bot sich uns ein völlig neues Bild. Tief verschleierte Frauen, nur die Augen frei, in den Lokalen nur Männer. Viele Geschäfte waren geschlossen, weil gerade hohe islamische Feiertage waren. Grundnahrungsmittel sind erhältlich, Obst und Gemüse haben erstklassige Qualität und alles ist billig. Kodak 200 ASA Filme (36/135) kauften wir für 400 Rial (140 Rial = 1 USD). In den Restaurants wird das Essen auf Fladen (statt Teller) serviert und man isst mit den Fingern (Touristen bekommen auch Besteck). Nun, das kennen wir schon aus Asien und es macht uns Spaß, wie die Einheimischen zu essen. In den Lokalen gibt es immer Waschbecken, wo sich alle vor und nach dem Essen reinigen. Ständig hörten wir „thank you for visiting Jemen“. Wir machten auch eine kleine Inlandtour und bekamen zwei Soldaten als Bewachter mit. Die Regierung will weitere Zwischenfälle verhindern, denn der Tourismus wird neuerdings gefördert. So schön Mukalla war, so unverständlich ist uns die Eigenart der Jemeniten, einfach alles auf die Strasse zu werfen. So viel Schmutz haben wir noch nie gesehen, obwohl sonst, in den Geschäften und Lokalen alles sehr sauber ist. Gewöhnungsbedürftig war auch der Lärm der Muezzin, die fünfmal täglich, erstmals um 0430 morgens, alle zur gleichen Zeit über starke Lautsprecher um die Gläubigen wetteiferten. Nach unserer Beobachtung scheint das aber auf die Einheimischen wenig Eindruck zu machen, alle gehen weiter ihrer Beschäftigung nach.

 

Weiter ging es dann ins 280 sm entfernte Aden. Der Hafen liegt weit außerhalb der Stadt und wir waren froh, vorher in Mukalla gewesen zu sein, wo es viel einfacher ist, einen Eindruck vom jemenitischen Leben zu bekommen. In Aden sind die Strassen noch mehr als in Mukalla verschmutzt. Diese alte und traditionsreiche Hafenstadt verarmt seit der Landesvereinigung immer mehr, weil der reiche Norden den Süden verkommen lässt. Von verfallenen Häusern liegt der Schutt auf den Strassen. So sehnt sich die Bevölkerung Adens wieder nach den Zeiten der englischen Besatzung, wo es allen angeblich gut ging und alles seine Ordnung hatte. Wir besuchten geschäftige Märkte (in Krater), wo eine Vielfalt von Obst und Gemüse in sehr guter Qualität zu Spottpreisen schön dekoriert angeboten wurde. Und Trödelkram gibt es reichlich. Unsere Bummel unterbrachen wir oft an Ständen, wo wir frisch gepresste Fruchtsäfte tranken und die arabische Küche genossen. Im Hafen von Aden gibt es mehrere Slip­anlagen und viele Werkstätten. Der Hafenkapitän Ali ist sehr hilfsbereit und auch hier gab es keinerlei Probleme mit den Behörden. Wer was reparieren muss, kann bleiben bis alles fertig ist, die Dreitagefrist wird glatt vergessen. In Aden kann man bei ABD sehr billig tanken, 12,8 US-Cents kostet der Liter (Barzahlung USD!). Wasser gibt es am Pier für 3 USD pro Tonne. Im Stadtteil Krater kann man gut einkaufen und preiswert fürs Rote Meer bunkern.

 

Alkohol in jeder Form ist allerdings sehr teuer und Duty free gibt es nicht. Deshalb schon hier der Hinweis, dass es zwischen Malaysia/Thailand und Zypern kein Land gibt, wo man zu annehmbaren Preisen Bier und Wein kaufen kann. In Eritrea gibt es passablen einheimischen Rotwein. Bier ist nur in Flaschen einigermaßen günstig. In Ägypten ist Bier selbst im Duty Free noch teuer (16 USD/ Palette in Hurghada und Suez), wird aber (außer in Port Suez) nur in begrenzten Mengen (max. 3 Kisten/Person) abgegeben und in den Pass eingetragen. Den ägyptischen Wein kann man getrost vergessen, das Preis-Leistungsverhältnis ist außerhalb jeder Diskussion. Auch Cola und andere Softdrinks in Dosen sind in all diesen Ländern teuer. Wer den Platz hat, sollte in Langkawi ausreichend Bier und Softdrinks bunkern und in Australien Wein. Djibouti haben wir nicht angelaufen, dort soll Bier und Wein günstiger, dafür aber alles andere extrem teuer sein. Und auch sehr wichtig: Unbedingt genügend USD mitnehmen. Alle Gebühren, Tanken usw. müssen in USD bar bezahlt werden. Kreditkarten sind (bis auf die Touristenzentren in Ägypten) weder im Jemen noch im Roten Meer hilfreich. 1500-2000 USD sind unserer Meinung nach das Minimum. Wir benutzten auch im Roten Meer amerikanische (DMA) Kartenkopien von Bellinghausen und waren damit sehr zufrieden. Alle Karten sind auf WGS 84 abgestimmt und wir fanden auch die Hindernisse eingezeichnet, die von BA-Kartenbesitzern auf der Funkrunde als „uncharted Reef“ durchgegeben wurden. Auch der „Red Sea Pilot“ (mit Update vom Jan.99) von Davis und Morgan war immer hilfreich. Wir hörten zwar, dass es darin auch Ungenauigkeiten geben soll, konnten aber selbst nichts derartiges feststellen. Die Erstellung dieses Führers kann man nur als großartige Leistung bezeichnen. Außerdem hatten wir noch die „Seven Seas Cruising Notes“ für dieses Gebiet, welche wir per Diskette vom TO-Stütz­punkt in Langkawi erhalten hatten.

 

Am 5. April passieren wir die Strasse von Bab el Mandeb, die Strasse der Tränen. Wir rutschten gut durch und hatten keine Probleme. Unser Bab el Mandeb sollte erst später im Norden kommen, dass wussten wir aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die 420 sm von Aden nach Massawa, Eritrea, waren angenehmes Segeln, zum Teil auch mit Flauten. Ob man Eritrea anlaufen kann oder soll, wurde auf den Segler-Funkrunden heiß diskutiert. 70- 80 % der diesjährigen Flotte (ca. 150 gingen durchs Rote Meer) besuchten Eritrea, die meisten davon waren allerdings lange vor uns da und alle waren begeistert. In Massawa geht man im Hafen an die große Pier längsseits und alle Behörden sind in der Nähe. Die Einklarierung erfolgte schnell, höflich und korrekt. Ohne Visum darf man nur 48 Stunden bleiben, ein Visum wird an Ort und Stelle für 30 USD/Person ausgestellt. Weitere Gebühren fallen nicht an. Später geht man in der Seitenbucht des Hafens vor Anker und liegt dort sehr sicher, auch wenn die Yacht unbeaufsichtigt ist. Wasser und Diesel müssen in Kanistern abgeholt werden. In der Hafentankstelle kostete der Liter Diesel 2,35 Nafka, an der Straßentankstelle (mit Taxi, was 35 N kostete) 1,65 N. Ca. 8,5 N bekamen wir für einen USD. Massawa ist eine alte Hafenstadt, deren Geschichte und Bausubstanz bis weit vor die Zeit der Türkenbesatzung zurückgeht. Die Stadt hat unter dem Bürgerkrieg (Befreiungs­krieg gegen Äthiopien) sehr gelitten und noch heute - der Krieg endete vor sieben Jahren - sieht man zerbombte Häuser. Mit Ausnahme der geteerten Hauptstrasse sind alle anderen aus festgestampfter Erde, aber überall ist es sehr sauber. Und welch eine Wohltat: Seit Australien erstmals wieder richtige Straßencafes und -kneipen! Natürlich gab es in Asien Unmengen von Straßenlokalen. Aber fast alle nur vom Typ „Garküche“, also ohne gemütliche Sitz­ecken, Sonnenschirme.... Und hier wartete ein gemütliches Straßenlokal nach dem anderen auf seine Besucher, die sich zu 99,8 % aus Einheimischen rekrutieren (auch Frauen besuchen die Lokale).

 

Die Einwohner Eritreas gehören etwa zu gleichen Teilen dem Islam und dem Christentum an. Der derzeitige Kanzler ist Christ. In den Lokalen gab es wieder Bier, Wein und Mixgetränke und alles sehr billig. Mit einem Lokalbus fuhren wir in die 120 km entfernte Hauptstadt Asmara (2300 m hoch gelegen und vom Bürgerkrieg verschont!) und blieben dort drei Tage, obwohl bei Abfahrt nur eine Übernachtung geplant war. Hier fühlten wir uns fast wie nach Italien gebeamt: Noch mehr Strassencafes, vor allen Dingen richtig elegante, viele nette Restaurants, prächtige Märkte, alles sehr sauber und gepflegt, breite Strassen und viel „italienisches“. Eritrea war über 50 Jahre lang italienische Kolonie und die Spuren dieser Zeit sind deutlich zu sehen. Die Einheimischen haben die Kultur beibehalten (viele sprechen italienisch) und weiterentwickelt. So tollen Espresso hatten wir schon lange nicht mehr getrunken. Für uns war dort alles superbillig und trotzdem von sehr guter Qualität. Die Einwohner sind fast ausnahmslos Menschen, die man als schön bezeichnen kann, Männer wie Frauen. Und wie die Leute miteinander umgehen, war sehens- und staunenswert: Eine spürbare Herzlichkeit und Freundlichkeit zeichnet schon die lange Begrüssungszeremonie aus. Wir glauben, dass die Leiden des Bürgerkriegs die Leute aneinander geschweißt hat und noch heute das Glücksgefühl über den Frieden spürbar ist. Wir fühlten uns in diesem Land sehr wohl. Eritrea, ein armes Land, aber mit hoffnungsfrohen, fleißigen und intelligenten Menschen. Ein Land, das Unterstützung verdient.

 

Am 13. April verließen wir Eritrea in Richtung Sudan, schon wieder ein „unheimliches“ Land. Auf dieser Streck wollten wir erstmals im Roten Meer schöne Ankerplätze aufsuchen und im außergewöhnlich klaren Wasser baden und tauchen. Als wir am ersten Ankerplatz ins Wasser sprangen, traf uns fast der Schlag. Das Wasser war für unsere Begriffe eiskalt, was bedeutet, dass die Wassertemperatur deutlich unter 25 Grad lag. Seit fast fünf Jahren badeten wir nur in Wasser, was 26-30 Grad warm war, hier hatte das Wasser höchstens 22 Grad. Damit hatten wir nun überhaupt nicht gerechnet. Rund um uns Wüste, tagsüber sehr heiß, nachts frisch, nie Winter, wo kommt das kühle Wasser her? Bei diesen Temperaturen isolieren unsere Tropen-Tauch­anzüge viel zu wenig und wir froren schon nach kurzer Zeit. Wir gingen in Tagesetappen nach Suakin, eine kleine Hafenstadt südlich von Port Sudan, 330 sm von Massawa entfernt. Auf dieser Strecke hatten wir auch erstmals mit starkem Gegenwind zu kämpfen. Als wir am in Suakin einliefen, passierten wir die kleine im Hafen liegende Halbinsel und sahen die „berühmten“ Ruinen von Suakin. Was muss das mal für eine tolle und reiche Stadt gewesen sein. Selbst als Ruinen wirkten viele Häuser hochherrschaftlich. Nur mehrstöckige Steinbauten. Aber alles kaputt. Die Stadt wurde im Bürgerkrieg 1953 zerstört und nicht wieder aufgebaut. Heute leben die Menschen auf der anderen Seite des Naturhafens in armseligen Hütten und haben nicht viel Substanz auf den Rippen. Alles ist verarmt, nur Erdstrassen und wieder allerhand Schmutz, wenn auch nicht so arg wie im Jemen.. Sudan ist flächenmäßig das größte Land Afrikas und noch immer befinden sich einige Landesteile im Bürgerkrieg. Wir sind im islamischen Teil des Landes. Wieder kein Bier, aber die Frauen sind nicht so streng vermummt wie im Jemen und die Kleidung ist farbenprächtiger. Port Sudan (wir waren mit dem Bus da) war deutlich schmutziger, ziemlich groß, aber auch sehr arm. In einer Straße sitzen Männer mit ihren alten Nähmaschinen in einer langen Reihe und arbeiten die Aufträge der oft wartenden Kundschaft ab. In einer anderen Strasse sind die Matratzenmacher, alles Handarbeit! Dann kommt die Strasse der Schuhmacher usw. So muss es bei uns zur Zeit der Zünfte ausgesehen haben. Wir glauben, das Sudan das ärmste Land ist, was wir je besuchten. Zu uns sind alle Leute sehr nett, wir hatten keinerlei Schwierigkeiten und fühlten uns auch stets sicher. Und auf den Märkten fanden wir alles, was wir für unsere Frischküche brauchten in sehr guter Qualität und enorm billig. In Suakin kümmert sich Mohammed um die Yachten. Er besorgt die Einklarierung, die Behörden kommen zwar an Bord, bleiben aber nur im Cockpit, es läuft alles schnell, korrekt und freundlich ab. Die Kosten betrugen: 20 USD für Mohammeds Dienste, 17 USD für den Shorepass und 18 USD Hafengebühren. Diesel kostet 0,35 USD/Liter, er wird zur Yacht angeliefert. Wasser gibt es in Kanistern am Pier kostenlos, die Qualität erschien uns zweifelhaft.

 

Wir blieben nur drei Tage in Suakin, weil wir spätestens am 10. Mai in Hurghada sein mussten, wo wir Besuch aus Deutschland erwarteten. Wir gingen zunächst in Tagesetappen weiter, weil es gerade an der sudanesischen Küste viele schöne Ankerplätze gibt und hatten meist starken Gegenwind, besonders nachmittags. Je weiter Nord wir kamen, desto öfters mussten wir, manchmal schon am frühen Tag, vor Wind und See in eine Ankerbucht flüchten und dort ein oder zwei Tage ungeplant bleiben. Zum Glück gibt es genügend solcher Buchten. Zum Tauchen und Schnorcheln hatten wir in dieser Zeit wenig Lust. Morgens immer früh raus und schon am frühen Nachmittag wieder in eine Bucht, weil sonst der Eingang gegen den Wüstendunst, der sich tagsüber bildete und die tiefstehende, sehr stark blendende Sonne, unauffindbar gewesen wäre. Außerdem war das Wasser kühl und rau. Nachts und am frühen Vormittag war es oft windstill, ab ca. 10 Uhr nahm dann der Wind schnell zu und erreichte sein Maximum nahe Sonnenuntergang. Die berüchtigte Foul-Bay überquerten wir in einem Schlag unter guten Bedingungen, bis auf die letzten Stunden. In diesen ging es richtig zur Sache. Schnell erreichte der Wind 35 und mehr Knoten, konfuse See, es war selbst mit Motorhilfe schwierig die Kreuzschläge spitz zu halten.

 

Wir waren glücklich als der Anker vor Ras Banas, Ägypten (23.53.60 N/35.46.85 E) auf 6 Meter fiel und beklagten den ersten Segelriss unserer Weltreise. Die Segel waren mittlerweile vom Sand und Salz steif und das Tuch hatte seine Elastizität verloren. Auch alle Leinen waren steif und blieben beim Aufschießen in Kreisform. Die Großschot lief nur noch bei starkem Windruck selbst aus, ansonsten mussten wir die Schot in die Blöcke schieben. Der Mast und die Wanten waren rot und auch sonst war das Schiff von einer Salz-Sandkruste bedeckt. Nur das Deck war von den ständigen Brechern (salzig) sauber. Drei Tage dauerte der ununterbrochene Sturm, teilweise mit Böen bis 50 Knoten, aber der Ankerplatz war sicher. Der fliegende Sand und die von Gischt salzgeschwängerte Luft hinterließen wieder ihre Spuren auf Mana. Unsere Fock konnten wir mit Bordmittel reparieren. Die dem Sturm folgende Flautenperiode nutzen wir, um unter Motor in einem Schlag die letzten 220 sm bis Safaga zu fahren. Am 7. Mai kamen wir an. Für die 610 sm seit Suakin hatten wir zwei Wochen gebraucht. In Safaga klarierten wir ein, das Visum gab es problemlos für 15 USD pro Person, weitere Gebühren wurden nicht erhoben. In Ägypten wird man fast auf jedem Ankerplatz, kaum das der Anker unten ist, kontrolliert. Auf den Plätzen vor Safaga gibt es keine Einklarierungsmöglichkeiten und wer das Visum nicht schon vorher besorgt hat, darf nicht an Land, ausnahmsweise vielleicht mit Militärbegleitung (so z.B. Marsa Alam). Neu ist allerdings, dass man nach dem Einklarieren bis zum Ausklarieren keine Behörden mehr aufsuchen muss. In Hurghada wurde zwar mehrfach unser Visum kontrolliert, die hohen Hafengebühren blieben uns erspart. Wer in Hurghada einklariert, muss einen Agenten haben und zusammen mit den Hafengebühren soll das dann ca. 300 USD kosten!

 

Und jetzt auch gleich die Dieselpreise, denn wegen des starken Gegenwindes läuft die Maschine häufig mit und in den stets willkommenen Flauten sowieso: Marsa Alam (25.04.50 N/34.54 E, von uns nicht besucht) 0,33 USD/Liter in Kanistern, Safaga 0,22 - 0,25 USD am Pier, El Gouna-Marina 0,12 USD Kanister oder Pier, Port Suez 0,27 USD, Port Said 0,25 USD, jeweils am Pier. Ägypten verlangt von ausländischen Yachten eine Dieselsteuer. Statt Duty free Duty plus. Der Manager der El Gouna Marina möchte das nicht mitmachen und gibt illegal seinen ausländischen Gastyachten den Diesel zum Preis für Einheimische ab. Wie lange er das durchhalten kann ist natürlich fraglich. Den nächsten billigen Diesel gibt es erst wieder in Zypern (0,12 USD/Liter).

 

Wir blieben nur kurz in Safaga. Die Tauchstadt Safaga ist fest in deutscher Hand, in allen Hotels und Restaurants ist alles in Deutsch angeschrieben, jeder Verkäufer und Kellner spricht deutsch, mit Englisch alleine hat man hier echte Probleme! Mit 25 bis 30 Knoten Gegenwind bolzten wir nach Hurghada, ankerten dort eine Nacht und gingen am nächsten Tag, es war schon der 9. Mai, bei bis zu 36 Knoten Gegenwind weiter zur El Gouna-Marina (ca. 20 sm nördlich), um Mana vor dem Eintreffen unserer Freunde etwas vom Sand und Salz zu befreien. El Gouna ist ein riesiges Touristen-Retortengebiet, mitten in die Wüstenlandschaft gestellt. Kein großer, bekannter Hotelname fehlt. Die Marina ist recht klein, aber gut geschützt und es gibt auch gute Ankerplätze im Becken vor der Marina Es soll eine große Marina mit internationalem Standard völlig neu gebaut werden. Die Marina liegt bei 27.23.25 N/ 33.41.69 E, die Ansteuerung muss über 27.24.60 N/ 33.41.69 E erfolgen! Wir zahlten 10 USD/Tag incl. Strom, Wasser kostet 18 LE pro Tonne (Egypt Pound, 1,85 LE = 1 DM). Der Lokal Bus fährt für 1,50 LE nach Hurghada.

 

Wir hatten einen knappen Nachmittag zum Füllen der Wassertanks und für die notwendigsten Reinigungsarbeiten und verbrauchten dabei drei Tonnen Wasser, eine Tonne lief aber sicher durch die undichten Leitungen ab. Unseren Watermaker benutzen wir im Roten Meer nur noch zum Auffüllen der Trinkwasserflaschen. Der hohe Salzgehalt machte ihm hörbar zu schaffen und von anderen Yachten wissen wir, dass bei längerer Laufzeit Schäden auftraten. Mit unseren Freunden blieben wir dann zwei Wochen lang in der Gegend um Hurghada. Es gibt zahllose gut geschützte und sehr schöne Plätze. In der direkten Umgebung von Hurghada darf man entgegen den Angaben des Red Sea Pilots nicht mehr ankern (Giftatin Kebir und el-Sahir sowie Abu Minqar und Rimathi; vor den Hotels in Hurghada darf man ankern). Überall sind Murings und die Benutzung ist kostenlos. Zuwiderhandlungen können mit hohen Geldstrafen (bis 10.000 LE) geahndet werden. Das Wasser war nicht mehr ganz so kühl, aber nach ca. 30 Minuten wurde es auch hier ungemütlich. Jeden Tag blies der Wind zwischen 25 und 35 Knoten. Wir hatten vorher geglaubt, dass der Aufenthalt unserer Freunde uns zum Schlusslicht der Flotte von noch immer ca. 25 Yachten machen würde. Doch weit gefehlt.

 

Ich hatte berichtet, dass wir die Flaute nach den Sturm von Ras Banas ausnutzen, um in einem Schlag nach Safaga zu fahren. Die Yachten, die mal die ruhige Zeit zum Wassersport und faulenzen auf den schönen Plätzen nach Ras Banas verwendeten, erreichten mit Mühe die Marsa Alam und bleiben dort zwei Wochen vom ständigen Sturm gefangen. Die Yachten aus der Gegend von Safaga ging es nicht anders und nur wenigen Yachten gelang es während einer kurzen Flautenperiode am letzten Wochenende des Urlaubs unserer Freunde in die Gegend der Strasse von Gubal vorzudringen. Den Yachten im Golf von Suez ging es nicht besser, zwei Wochen lang kein Weiterkommen. Und das alles bei herrlichem Sonnenschein.

 

Der eigentliche Horrortrip begann aber erst jetzt. Je später im Jahr, desto andauernder und stärker ist der NW-Wind im Golf von Suez, also stets auf die Nase, denn NW ist auch der Segelkurs. Ich möchte nicht zu sehr ins Detail gehen. Nur einige Fakten: Weiterer Segelriss, Schäkelbruch Großschotblock, Mastrutscher Großsegel ausgerissen, das erste Mal auf unserer Weltreise mussten wir einen begonnen Törn abbrechen und zu einem Ankerplatz zurücklaufen, Tagesetappen von manchmal nur 15 Meilen (aber 25 oder 30 gefahrene Meilen), Wind nie unter 20 Knoten auf die Nase (im Abstand von max. 0,5 Meilen von der Küste) und weiter draußen 30-35 und mehr, viele Zwangsaufenthalte. Die direkte Strecke von Hurghada nach Port Suez ist rund 200 sm lang, wir hatten 310 sm auf dem Log, brauchten 12 Tage und waren dabei mit Abstand die Schnellsten der Flotte.(viele Kreuzschläge, nur Motorsegeln, wobei wir dann mit 30 Grand und weniger am Wind fahren!). Wir hatten noch das Glück, die letzten 75 Meilen bei Flaute in einem Stück zu fahren. Das alles zerrte an der Laune, Nerven und Kraft.

 

Und um gleich den Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen: Das alles muss nicht sein, wenn man 1. entsprechend der Segelanweisungen viel früher durchs Rote Meer geht und/oder 2. alle Zeit der Welt hat, um auf die nächste Schwachwind- oder Flautenperiode zu warten. Vorsichtig kalkuliert wären wir dann erst Mitte Juli in Port Suez (gerechnet ab Massawa) angekommen. Von der Schädigung des Materials durch die Sand-Salzkruste bleibt niemand verschont. An der saudischen Seite soll es öfters Nord oder gar NO-Winde geben. Dann muss man aber durchsegeln, weil die Einreise und auch das Ankern bis auf echte Notfälle streng verboten ist. Die Materialbelastung im Roten Meer ist enorm. Deshalb sei jedem geraten, vorher alles gut in Ordnung zu bringen, was vorher schon viele tausende Meilen beansprucht war.. Ein gut funktionierender Motor ist unverzichtbar. Viele Yachten hatten erhebliche Materialprobleme und Motorschäden, die Reparaturmöglichkeiten sind auch in Ägypten beschränkt.

 

Uns fiel nicht nur ein großer Stein vom Herzen, es war ein Glücksgefühl besonderer Art, als wir am 5. Juni an der Muring im Yachtclub von Port Suez festmachten. Der „Prince of the Red Sea“ scheint mittlerweile das Monopol zu haben. Jeder Versuch ihn zu umgehen scheitert. Die Muring kostet 8 USD/Tag oder 40 USD/Woche, 13 kg Gas 50 LE, Kanalgebühr 348 USD. Für die kommenden Jahre darf man von kräftigen Preiserhöhungen ausgehen (Kanal um die 550 USD). Wer in Suez Duty free einkaufen will, sollte sich nicht nur ein Angebot von Ali, der vom Prinzen empfohlen wird, sondern auch von Ibrahim (Tel. 343322) einholen. Ali hat uns z.B. für Cola mehr berechnet (13 USD/Palette) als es im Supermarkt kostet. Wie schon gesagt, Bier gibt es hier ohne Mengenbeschränkung für 16 USD, Mindestabnahme 10 Paletten.

 

Es lohnt sich die Menge zu bunkern, die bis Zypern oder Türkei reicht, denn Israel ist sehr teuer. Anlässlich eines Ausflugs nach Kairo (von Suez) kauften wir aus dem gleichen Grund auch reichlich in einem der dortigen Supermärkte für die Pantry ein. Luxor hatten wir von El Gouna aus besucht. Beide Ausflüge sind sehr empfehlenswert.

 

Die zweitägige Suezkanal-Passage war einfach und wir hatten Glück mit unseren Lotsen. Aber egal was man ihnen gibt, es ist immer zu wenig. Da wir während der Anwesenheit der Lotsen nicht rauchten, gab es auch keine Bettelei um Marlboro-Stangen; der Suez Kanal heißt bei den Berufsschiffen Marlboro-Kanal. Am 12. Juni verließen wir Port Said mit Ziel Ashqelon, Israel. Welch eine Befreiung.

 

Wir waren sehr froh, Ägypten zu verlassen, wie auch alle anderen Yachties. Wir hatten die Nase von der ägyptischen Mentalität gründlich voll. Es ist noch schlimmer als in Sri Lanka. Touristen werden gnadenlos ausgebeutet. Ägypter, mit denen man nicht geschäftlich verkehrt, sind freundliche, höfliche und fröhliche Menschen. Beim Geschäft werden sie aber zu den schlimmsten Abzockern mit staatlichem Vorbild (siehe Dieselpreise). In Ägypten würden wir keinen Urlaub mehr machen wollen. Dafür waren die Menschen in Jemen, Eritrea und Sudan um so netter. Jetzt, wo alles vorbei ist, können wir auch sagen, dass das Rote Meer auch viele schöne Seiten hatte. Interessante, völlig andere Länder als auf der bisherigen Reise und das gleiche gilt auch für die Landschaft und viele Ankerplätze. Trotzdem, noch mal Süd-Nord, Nein!

 

Die Tour nach Ashqelon (120 sm) war herrlich. Endlich kein Gegenwind, leichte Brise achterlich, segeln und auch ein bisschen Flaute. Die Marina in Ashqelon (31.40.90 N / 34.33.30 E, Fax ++972 7 673 3923, Ashqelon Marina, P.O. Box 5335, Ashqelon, Israel ) wurde von 90 % der diesjährigen Roten-Meer-Flotte angesteuert.

 

Die Gründe dafür sind
1. die günstige Marinagebühren (Länge x Breite x 0,10 USD/Tag, noch günstigere Langzeitpreise),

2. Unbeschränkt und stets verfügbares (Hochdruck-) Wasser und Strom im Preis enthalten (in Zypern gab es nur 3 x wöchentlich für ein paar Stunden Wasser).

 

Zum Einklarieren geht man längsseits und alles geht schnell, korrekt und kostenlos. Dann eine Woche harte Arbeit: Alle Segel waschen (einweichen im Dingi-Vollbad), selbst die nie benutzte Rollgenua war total verschmutzt, alle Leinen (auch die Fallen im Mast waren rot und steif) gründlich auswaschen, Mast, Wanten und Stage abwaschen, Blöcke, Fallen- und Schotstopper spülen, gründliche Innenreinigung, Motorwartung und vieles mehr. Dann das Vergnügen. Für 43 USD/Tag mieteten wir ein Auto und sahen uns Israel an. Jerusalem besuchten wir per Bus um dem dortigen Parkplatzproblem zu entgehen. Es hat uns gut gefallen. Es ein sehr teures und modernes Land und nach Ägypten eine Wohltat für Herz und Gemüt.

 

Am 30. Juni weiter nach Zypern/Larnaca wo wir nach 201 sm im Außenbecken der Larnaca-Marina (Fax ++357 4 624110) zum Einklarieren an der Tankpier längsseits festmachen. Die Behörden kommen an Bord, alles wird freundlich, korrekt und ohne Kosten schnell erledigt. Wer allerdings zwischen Freitag 14.00 Uhr und Montag 8.00 Uhr ankommt, muss 41 CP Overtime (3 DM sind rund 1 CP (Cyprus Pound) bezahlen. Die Marina war voll und wir blieben vor Buganker und Heckleinen zum Pier im Außenbecken. Wir fanden das angenehm, weil die Hitze dort etwas erträglicher war. Der Preis ist allerdings der gleiche wie in der Marina (für Mana 3,90 CP/Tag incl. Wasser (nur 3x wöchentlich), Strom extra). Larnaca ist ein Platz mit viel Flair, die Marina liegt in der Stadt (im Gegensatz zu Ashqelon), überall wird Englisch gesprochen und für das Geld von einem Restaurantbesuch in Israel kann man hier zwei schöne Abende verbringen. Viele Segler überwintern hier.

 

Eine Inlandtour lohnt sehr. Ein historischer Platz nach dem anderen und die Fahrt in die hohen Berge wird jeden begeistern. Es gibt einen Shop, wo es günstige Kartenkopien (ohne Vorlagen!) und Kopien von Segelführern zu kaufen gibt. Ersatzteile kann man sich ohne Zollprobleme schicken lassen. Das gilt im Prinzip auch für Israel, wo der Einfuhrzoll bei Ausreise erstattet wird, was aber mit einigem Aufwand verbunden sein dürfte. Yachten können bis zu fünf Jahre in Zypern ohne Zollprobleme bleiben. Sollte jemand vorher den türkischen Teil Zyperns angelaufen haben und danach in den griechischen gehen wollen, darf er das bei der Einreise nicht angeben (Papiere vom letzten Hafen werden nicht verlangt!). Wer vom türkischen Festland kommt, hat dagegen keinerlei Probleme zu erwarten. Die Weiterreise vom griechischen in türkischen Teil soll ohne Probleme möglich sein, jedoch sollte man das im griechischen Teil bei der Abreise nicht erwähnen.

 

Schweren Herzens trennten wir uns von Zypern. Auf dem Weg nach Spanien gibt es noch viel zu sehen und bis zum Ende der Mittelmeersegelsaison ist es nicht mehr lange hin. Am 18. Juli legten wir in Larnaca mit Ziel Türkei, Finike, ab. Darüber später mehr.

 

 

ATOL Wetterinformationen Rotes Meer (und weltweit!)

 

Speziell im Roten Meer sind Wetterinformationen rar. Navtex (Jeddah) beschränkt sich auf zwei Zonen, nämlich nördlich und südlich von 20 Grad Nord. Das ist wenig hilfreich und die Angaben sind recht vage (z.B. Wind NW 15-27 Knoten!). Ismailia konnten wir nie empfangen. Gute Wetterkarten gibt es von Nairobi (17.443,7 und 9043,1 USB), jedoch ist die Interpretation hinsichtlich Windstärke schwierig für die jeweiligen Lokalzonen.

 

Ken, von der Segelyacht ATOL, hat mit Fachleuten Computerprogramme für Wetterprognosen entwickelt und mehrere Saisonen getestet. ATOL gibt in der Red-Sea-Saison dreimal wöchentlich (Mo, Mi und Sa) um 0430 UTC auf 6516 (USB) und um 0600 UTC auf 8101 (USB) eine ausführliche Wetterberatung für das Gebiet vom Golf von Aden bis zur türkischen und israelischen Mittelmeerküste. Das Vorhersagegebiet ist in vernünftige Zonen eingeteilt und die Prognose umfasst die nächsten 5 Tage. Die Treffergenauigkeit war beachtlich. Auf den gleichen Frequenzen liegen auch die sehr informativen täglichen Funk­runden, insbesondere mit Austausch des jeweiligen Standortwetters. Wer Email an Bord hat, bekommt das ATOL-Wetter kostenlos zugestellt (zeitliche Verzögerung abhängig vom eigenen Provider).

 

Via Email bietet ATOL jetzt auch eine weltweite Wetterberatung an. Das jeweils interessierende Gebiet kann bis auf ein 1 Grad (60 sm/Quadrat) eingegrenzt werden, um Übertragungskosten zu sparen. Diesen Wetterdienst soll es aber nur im Abo zu 10 USD/Monat geben, was allerdings spottbillig wäre! ATOL (Ken) ist erreichbar unter: ATOL@altavista.net.

 

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