Sri Lanka und Nord-Malediven (Uleguma)

geschrieben am 23.5.1999 in Hurghada, Ägypten

 

Inhalt: Sri Lanka, Inland-Tour Sri Lanka, Nordatoll der Malediven, Uleguma

 

 Kein Land unserer bisherigen Weltreise haben wir mit so gemischten Gefühlen verlassen, wie Sri Lanka. Einerseits hat die Insel von der Vegetation die Bezeichnung „Garten Eden“ verdient. Nicht nur alle tropischen Früchte und Pflanzen wachsen hier in einer parkähnlichen Landschaft. Im Hochland (von Kandy in Richtung Nuwara Ellya) gibt es außer riesigen Teeplantagen in 1200 bis 2000 Meter über dem Meeresspiegel auch noch Rhabarber, Kirschen, Lauch, Erdbeeren, Petersilie usw. usw. Andererseits ist die Wahrscheinlichkeit, von lächelnden Leuten kaltschnäuzig und hinterhältig betrogen zu werden, auf dieser Insel außergewöhnlich hoch. .

 

Was für ein Unterschied zu unseren bisherigen Asienerfahrungen (auch die schönen Garküchen gibt es hier nicht mehr). Die Indonesier sind schlitzohrig, aber wenn man sie erwischt, lächeln sie und man kann seine Geschäfte auf normaler Basis abwickeln. Die Malaien kamen uns schon unnatürlich ehrlich vor. Das soll angeblich religiöse Gründe haben, weil es den Moslems an den Kindern heimgezahlt werden soll, wenn sie betrügen (besonders die Söhne sollen dann aus der Art schlagen). Bei den Chinesen muß man natürlich immer aufpassen. Die Thailänder sind auch mit allen Wassern gewaschen, aber auch sie waren stets kompromißbereit und nie aufdringlich. In Sri Lanka betraten wir eine völlig neue asiatische Welt, nämlich die Indische, was wir in erster Linie an einer ungewöhnlichen Aufdringlichkeit und rücksichtslosen Abzockerei merkten.

 

Wir gingen, wie fast alle Segler, nach Galle (Goal gesprochen). Segeln darf man in Sri Lanka nicht. Die herrlichen Strände und die wenigen Ankerbuchten sind uns Seglern verwehrt, aus Sicherheitsgründen müssen wir im dreckigen Hafen bleiben. Und dort werden wir nachts ständig von den Erschütterungen der Wasserbomben aus dem Schlaf geweckt (angeblich um tauchende Tiger-Tamilen abzuschrecken). Dafür dürfen wir dann richtig viel Geld bezahlen: 120 USD für die Behörden und 50 USD/pro Monat für den Agenten. Dagegen ist das Indonesienpermit für 100 bis 150 USD inklusive zwei Monate segeln in herrlicher Umgebung und ohne Einschränkungen, geradezu spottbillig. Die Behördengänge können nicht selbst erledigt werden. Die Duschen sind armselig und nur stundenweise geöffnet, der Dingianleger ziemlich baufällig. Alle fragen ständig nach Geschenken. Der Zoll ist trotz eines großen Schildes, worauf steht, das jegliche Bestechung strafbar sei und es den Zöllner verboten sei, Geschenke zu verlangen oder anzunehmen, so korrupt wie noch nie erlebt. Der Zöllner verlangte unverblümt Alkohol und Schokolade, weil er sonst unsere alkoholischen Vorräte unter Verschluß nehmen würde. Schließlich gaben wir ihm eine Flasche Whiskey und zwei Dosen Bier.

Und unser TO-Stützpunkt, Don Windsor? Es ist eine Schiffsagentur (Don Windsor Pty) und alle müssen über diese Firma den Behördenkram erledigen. Don lebt seit fast zwei Jahren nicht mehr, seine Söhne Santosh, Vinnie und Indra führen die Firma weiter, und sie haben für Segler das übrig, was sich an ihnen verdienen läßt. Das ist keine Kritik, denn die Firma bemüht sich stets zu helfen. Diese Firma aber als Stützpunkt zu bezeichnen, erweckt völlig falsche Erwartungen und ist eigentlich eine Beleidigung für alle anderen Stützpunktleiter, die sich wirklich um uns Segler, speziell um die TOler, kümmern. Wer sich bei Windsor als TO-Mitglied ausgibt, erntet doch nur ein Achselzucken. Die Firma nimmt für alle Segler Post und Faxe entgegen. Und sie ist nach Sri Lanka Art besonders geschäftstüchtig. Ein Beispiel dazu: Tanken kann man nur über Windsor (es gibt zwar noch einen anderen Weg, der ist aber sehr kompliziert und zeitaufwendig, es sei denn, man braucht nur so viel Diesel, wie man in Kanistern transportieren kann, nähere Infos dazu gibt Mike). Windsor bietet zwei Sorten Diesel aus Fässern an. Eine für 15,5 Rp/Liter (38 Rupien = 1 DM) und eine „gute und reine Sorte“ für 21 Rp/Liter. Nachweislich werden die Fässer an den örtlichen Tankstellen gefüllt, wo es aber nur eine Dieselsorte zum Preis von 13,6 Rp/Liter gibt! Der Aufschlag auf 15,5 Rp wäre ja in Ordnung, denn immerhin ist mit der Anlieferung und dem Umpumpen einige Arbeit verbunden. Aber die Frechheit, mit einer faustdicken Lüge, die auf die Angst der Segler spekuliert, sich den Tank zu versauen, den gleichen Diesel für 21 Rp zu verkaufen, ist schon ziemlich einmalig. Wir haben es selbst beim Tanken erlebt, wo die Fässer für eine andere Yacht, die zu 21 Rp bestellt hatte, mit unseren Fässern für 15,5 Rp auf einem Wagen waren und ich mir aussuchen konnte, aus welchen Fässern mein Tank gefüllt wurde. Diskussionen nutzen nichts, man erhält haarsträubende Erklärungen bezüglich der unterschiedlichen Dieselqualitäten (Direktimport aus Singapur!). Weitere Beispiele: Don Windsor verlangt bis zu 50 % mehr für das Auto und den Fahrer für die Touren, ist bei Fax und Telefon teurer als andere Shops und so könnte man die Aufzählung fortsetzen. Als letztes noch die Faxnummer, die im TO-Heft abgedruckt ist, und seit über einem Jahr nicht mehr gültig ist (FAX 0094-9-34592, die Nummer 34445 gibt es nicht mehr). Die Brüder Windsor wissen gar nicht, das die Firma als Stützpunkt in unserer Clubzeitschrift steht.

 

Unsere Empfehlung lautet: An Windsor als Agenten kommt man nicht vorbei. Alles andere sollte man zum Beispiel mit MIKE Yachtservice erledigen. Bei ihm haben wir eine tolle 4-Tagestour für 6 Rp pro Kilometer mit Fahrer (alle Ausgaben des Fahrers und Treibstoff sind darin enthalten) gebucht und waren sehr zufrieden. Es war eine Sache ohne Haken und Ösen (aber Kilometerstand bei Abfahrt und Ankunft unbedingt ablesen!). Bei Don Windsor bezahlt man dafür mindestens 8 Rp pro Kilometer. Mike verkauft zu fairen Preisen Lebensmittel (auch Käse und Knäckebrot und einige andere westl. Produkte), Früchte und Gemüse und hat immer gute Tips parat. Gastlandflaggen (ca. 30x20 cm) kosten 75 Rp das Stück und einen wunderbaren TO-Stander erhält man bei ihm für 150 Rp.

 

Während unserer 960 km-Tour haben wir fast 6500 Rp nur für Eintrittsgelder ausgegeben, soviel wie nie zuvor. In Sigiriya und Polonnaruwa mußten wir pro Person je 15 USD Eintritt bezahlen, für Einheimische kostet es jeweils 10 Rp. Trotzdem sind beide historischen Orte unbedingt einen Besuch wert. Auch alle Andenken sind recht teuer. Wir sahen auf unserer Tour eine herrliche Landschaft, viel Historisches (Sri Lanka hat eine über 2000 Jahre alte Tradition) und besichtigten natürlich auch eine Teeplantage (besten Tee kann man dort für 300 Rp/Kilo kaufen). Wer eine solche Tour macht, dem möchten wir im Hochland ein besonders schönes Hotel empfehlen: das Ramboda Fall-Hotel liegt auf der Strecke von Kandy nach Nuwara Ellya (1000 Rp/Nacht). Von der Terrasse des Hotels schaut man auf ein herrliches Bergpanorama und auf zwei große Wasserfälle. Wer im Hotel oder sonst wo nach Preisen fragt, muß sich immer vergewissern, ob es sich um einen Endpreis handelt. Sonst findet man plötzlich auf der Rechnung noch Servicecharge und Govermentsteuern. Mitten im Bergland, kurz vor und nach Nuwara Ellya, sind auf der Straße überall Gemüse- und Obststände. So günstig kommt man nirgendwo in Sri Lanka mehr an absolut frische Ware, in Galle kostet alles das Doppelte. Auf die Schlepper muß man auch achten. Wer auf sie reinfällt, zahlt immer das Doppelte. Und man kann schnell diesen Leuten auf den Leim gehen, weil sie äußerst geschickt vorgehen.

 

Kurz noch zu unserer Segeltour nach Sri Lanka. Wir gingen von Phuket zuerst noch einmal für eine Woche nach Langkawi zurück, weil wir dringend benötigte Ersatzteile dorthin bestellt hatten. Natürlich bunkerten wir dann auch noch jene Sachen, die in Thailand teurer sind, zum Beispiel Bier und australischen Kartonwein. Vorbei an der Nordspitze Sumatras segelten, pardon, motorten wir direkt nach Sri Lanka (Galle). 60 % der Strecke fuhren wir unter Motor, weil es wieder sehr sehr schwachwindig war und wir keine Lust hatten, für diese 1250 sm unnötig viel Zeit zu opfern, denn wir sind ohnedies schon sehr spät dran, wenn man den Windprognosen fürs Rote Meer glaubt.

 

Sri Lanka anlaufen oder nicht? Die Schönheit der Insel, die einmalige Vegetation, die Bergwelt, die historischen Stätten und das „andere Asien“ lohnen auf jeden Fall den Besuch. Gute Nerven und Obacht sind allerdings auch notwendige „Reisemitbringsel“. Für die Pantry sollte man in Malaysia oder Thailand gesorgt haben und in Sri Lanka nur noch Frischsachen und Vergessenes bunkern.

 

Am 2. März segelten wir von Galle mit Ziel Nordatoll der Malediven, Uleguma Island, ab.

Wir hatten von mehreren Yachten gehört, das man dort jetzt offiziell ankern darf. Das spart allen, die zum Roten Meer weiter wollen, den Umweg über Male. Die 450 sm von Galle nach Uleguma (Ansteuerung 7.04.66 N / 72.55.30 E) waren leider auch wieder weitestgehend windarm. Zunächst ankerten wir auf 10 Meter in herrlich klarem Wasser auf schönem Sandgrund. Nach etwa einer Stunde kam das von uns erwartete Behördenboot mit einem Zoll- und zwei Security-Beamten. Alle blieben im Cockpit und es waren einige Formulare auszufüllen. Dann wurden die Beamten förmlich. Da hier kein Einklarierungshafen sei, müßten wir für unseren Aufenthalt folgende Beschränkungen beachten: keine andere Insel besuchen, Flaschentauchen verboten, keine Geschenke an Land nehmen ohne vorher den Zoll zu fragen, keine Einheimischen an Bord nehmen ohne Zollgenehmigung, Landgang bitte nur in der Zeit von 0600 bis 2200 Uhr und keinen Alkohol an Land mitnehmen. Ansonsten seien wir herzlich willkommen und man würde uns helfen, wo immer es ginge.

 

Erst waren wir wegen der Beschränkungen etwas geschockt. Aber dann stellte sich alles als ziemlich harmlos heraus. Der Aufenthalt auf Uleguma war für uns ein Höhepunkt unserer Weltreise. Noch nie wurden wir so oft von Einheimischen eingeladen. Kein Landgang ohne Leckereien und Tee. Vielleicht aus deshalb, weil wir gerade als einzige Yacht dort waren. Die der Woche vor uns ankerten 25 Yachten vor Uleguma. Nicht ein einziges Mal wurden wir angebettelt, alle Leute sind sehr freundlich, höflich, sauber, ehrlich und paradiesisch naiv. Bis vor wenigen Jahren waren hier noch nie Fremde und auch jetzt kommen nur Segler, denn Hotels gibt es weit und breit keine. Es gibt an der Westseite von Uleguma mehrere schöne Ankerplätze. Wir ankerten später auf 3,5 Meter Sandgrund und rundherum, im gebührenden Abstand, hatten wir die schönste Korallenwelt, leider jedoch ohne Farben. Es soll ja auch in Deutschland durch die Presse gegangen sein, daß auf den Malediven und noch weiteren Plätzen dieser Welt, die Korallen im El Nino Jahr infolge der Wassererwärmung ihre Farben verloren haben. Wirklich schade, denn so wunderbare Schnorchelbedingungen gibt es selten und der Fischreichtum ist außergewöhnlich. Das Flaschentauchen haben wir nicht vermißt, bei glattem Wasser sieht man von Dingi aus bis auf 20 Meter fast alle Details. Es ist ein kleines Paradies hier, etwas ähnlich den abgelegenen Atollen der Tuamotos. Nicht nur wir wären hier gerne viel viel länger geblieben, aber das hätten wir eben vorher einplanen müssen. Unsere Nachfolger haben diese Chance. Diesel gibt es hier auch (0,35 USD/Liter) und wird in Kanistern zur Yacht gebracht. Auch Wasser kann man kaufen. Ansonsten gibt es nicht viel, denn es kommt nur zweimal pro Monat für die 420 Einwohner ein kleines Versorgungsschiff aus Male. Zu unserer Zeit gab es keinen Strom, der Dorfgenerator war kaputt und wer unbedingt telefonieren muß, bekommt die Genehmigung eine ca. drei Segelstunden entfernte Nachbarinsel (5000 Einwohner) aufzusuchen, wo es auch mehrere Geschäfte geben soll.

 

Für die Zukunft setzt Uleguma auf das Seglergeschäft. Schon im nächsten Jahr soll auch die Immigration hier vertreten sein und Uleguma ist dann Einklarierungshafen und wird mehr Bewegungsspielraum bieten. Nassier, von Beruf Dorfrichter, investiert heute schon für diese Zeit: „Sailors Friend“ wird sein Laden heißen und auch der frühere Dorfchief, Waheed, will sich ein Stück vom Kuchen abschneiden und Nassier das Tankgeschäft abjagen (Waheed: „Wir alle sind Seglers Freund, nicht nur Nassier“). Es wird hier noch lange paradiesisch bleiben, denn außer Fahrtenseglern (immerhin schon über 100 Yachten in dieser Saison) wird es keine anderen Touristen hier hin verschlagen. Ob allerdings die Gebühren so niedrig  bleiben, ist fraglich. Ganze 5 USD mußten wir für unseren zehntägigen Aufenthalt bezahlen. Jetzt, unterwegs nach Jemen, beim Tippen dieses Berichtes, denke ich immer noch mit Wehmut an Uligama zurück, eines der letzten Paradiese dieser Welt.

 

ENDE

Zurück zur Startseite/Inhaltsverzeichnis TO