Erfahrungen in Trinidad und Venezuela

geschrieben am 6.April 1996 in Puerto la Cruz, Venezuela

 

Inhalt:     Trinidad (mit Werften und Chacachacare), weiter nach Venezuela (Testigos, Margarita, Blanquilla, Los Frailes, Isla Coche, 
                Ilsa Cubagua, Mochima-Nationalpark, Caracas-Inseln, Islas Arapo, Cochicamo weiter bis Puerto la Cruz

 

 

Den aussagefähigen Bericht von Monika und Peter Eckstein in TO 71/96 über Trinidad möchten wir noch um einige Informationen ergänzen. Wir waren von 11/95 bis 2/96 dort und hatten MANA bei Powerboats für drei Wochen aus dem Wasser. Die Werft hat keine eigenen Arbeiter. Sie bietet Contractworker für alle Fachrichtungen an (Abrechnung über die Werftrechnung) oder man sucht sich eigene Arbeiter aus. Die Tageslöhne für Hilfsarbeiter liegen zwischen 60 und 80 TT. (ca. 4 TT=1 DM) Die Arbeiter müssen 5 % Provision von der Auftragssumme an die Werft abgeben. Bei Peaks landet man schnell bei den dort angestellten Arbeitern. Das kann teurer werden. Fremde Arbeiter müssen dort 10 % Provision abgeben, deshalb arbeiten diese Leute lieber bei Powerboats. Viel Ärger hatten Segler bei IMS mit dem Antifouling „Ameron“. Wir kennen vier Fälle, wo die Schiffe schon nach zwei Monaten wieder starken Bewuchs hatten. In allen Fällen wurde auf Kulanz das Schiff nochmals rausgenommen und einmal (!) nachgestrichen, sofern die Arbeiten auch vorher von Werftleuten ausgeführt wurden und/oder die Farbe über die Werft gekauft war. Wir haben die Erfahrung gemacht, daß zumindest bei Powerboats weder das Material, noch die Lebensmittel oder Getränke teurer als in der Stadt sind. Der kleine Supermarkt besorgt alles, was er nicht selbst auf Lager hat. Beim Material spart man sogar die Steuer beim Einkauf im neuen Marineshop bei Powerboats, wenn das Schiff in der Werft auf Land liegt.. Wir waren vom Service bei Powerboats beeindruckt. Unser Contractworker war Rowl Walker. Wir können ihn bestens empfehlen. Wer seine Yacht aber für längere Zeit unbeaufsichtigt in Trinidad lassen möchte, ist bei Peak besser aufgehoben. Dort gibt es dafür ein völlig separates, ständig abgeschlossenes und bewachtes Gelände. Dort kann es nicht geschehen, daß links und rechts vom eigenen Standort gearbeitet und das eigene Schiff dabei verdreckt wird. Preislich machen sich die Werften nicht viel Konkurrenz.

 

Wir haben mit den Maxitaxis gute Erfahrungen gemacht. Für 3 bis 5 TT (je nach Zustand und Verkehrslage) fuhren wir von TTYA (Carenage) bis nach Port of Spain (POS). Nach Verlassen der Werft lagen wir meist bei TTYA vor Anker. Dort ist es, speziell im hinteren Teil der Bucht, viel ruhiger und auch landschaftlich schöner als auf den Ankerplätzen vor den Werften. Am Wochenende macht allerdings die Disco

viel Lärm. TTYA hat jedoch ab Januar 1996 die monatlichen Gebühren von 20 auf 40USD angehoben! Darin eingeschlossen ist die Nutzung der Clubanlagen. In der Chaguaramas Bay entsteht zur Zeit eine neue Marine (direkt beim Zoll) mit circa 70 Liegeplätzen. Sie soll in Sommer dieses Jahres fertig sein. Wer von den kleinen Antillen kommt, wird vom Obst und Gemüseangebot in POS überwältigt sein. Alles ist sehr preiswert. Mit den Einheimischen haben wir nur gute Erfahrungen gemacht.

 

Wir sind von Trinidad nach Deutschland geflogen. Unsere MANA lag in dieser Zeit an einer Muring bei TTYA. Über Miami war der Flug pro Person 300 DM billiger als direkt von Trinidad mit BWIA. Die Lufthansa flog uns von Miami für nur 350 USD nach Frankfurt und zurück. Wer in Deutschland einen Leihwagen braucht, soll den unbedingt schon in den USA buchen. Für einen Opel Astra zahlten wir pro Tag 24 DM incl. Kilometer (ohne Versicherung).

 

Unbedingt empfehlenswert ist ein Besuch der Insel Chacachacare, der ehemaligen Leprainsel. Die Bucht bietet auch sehr schöne Ankerplätze und - für Trinidad-Verhältnisse - klares Wasser. Die alten Gebäude sind meist gut erhalten. Gespenstisch ist es in den ehemaligen Krankenhäusern. Patientenkarteien, Medikamente, Laboreinrichtung liegen alle noch so da, als sei die Station eben völlig überhastet verlassen worden. Sogar eine Bücherei haben wir noch gefunden. Außer den Leuchtturmwächtern wohnt niemand auf der Insel.

 

Der Karneval in Trinidad war ein einmaliges Erlebnis. Dagegen ist der rheinische Karneval ein Dorffest. Trinidad ist eine schöne Insel. Alles ist sehr preiswert, es gibt fast alles zu kaufen, die Leute sind freundlich und hilfsbereit. Ein buntes Völkergemisch lebt anscheinend vorbildlich friedlich miteinander. In POS gibt es Trickbetrüger, die es speziell auf Yachties abgesehen haben. Sie geben sich als Angehörige der Werftbesitzer oder deren Mitarbeiter aus Sie bieten dann Antifouling und anderes Material zu Sonderkondition an, sofort zahlbar aber Lieferung in der Werft! Oder sie versuchen sich nur Geld zu leihen. Leider bietet Trinidad keine „karibische“ Ankerplätze. Das Wasser im Golf von Paria ist durch den Orinoco voll von Sedimenten, manchmal auch richtig schmutzig. Wer lange hier liegt, muß sich auf starken Bewuchs gefaßt machen. Auchdie Scotland Bay hat uns nicht gefallen, zu viele Quallen waren im Wasser. Die schönen Plätze mit wunderbaren Stränden und klarem Wasser an der Nord- und Ostküste sind als Ankerplätze meist ungeeignet. Wir hatten diese Plätze mit einem Leihwagen besucht und dabei auch das Inselinnere schätzen gelernt. .

 

Gleich nach Karneval verließen wir Trinidad in Richtung Venezuela. Das Visum besorgten wir uns in POS problemlos, wenn auch ein wenig umständlich. Nach einem Zwischenstop in der San Francisco Bay (unser Ankerplatz 10.42.85 N, 62.00 W), wo wir erstmals seit Grenada wieder klares Badewasser vorfanden, ging es weiter nach Testigos. Wir erhielten vier Tage Aufenthaltsgenehmigung von der Costa Guarda und hatten den Eindruck, daß auch mehr möglich gewesen wäre. Einen sehr schönen Ankerplatz fanden wir auf 11.22.95N, 63.08.44 W.

 

Nächste Station war Margarita. Wir gingen gleich nach Porlamar und ankerten vor dem Concord-Hotel und Beach. Die Einklarierung besorgte uns VEMASCA für 6950 Bolivar (BS). Die Firma hat einen gut sortierten Yachtzubehörhandel und verkauft auch Seekarten im Original oder als Kopien. Dort kann man auch wechseln. Zur Zeit unseres Aufenthaltes betrug der offizielle Kurs (Banken) 285 BS für einen USD. Bei VAMESCA erhielten wir 375 BS. Auf der Straße wurden bis 410 BS geboten. Vor Straßenwechslern wird überall gewarnt. Viele Betrüger sind unterwegs, die mit unglaublichem Geschick echte gegen falsche Dollarnoten tauschen (und dann das Wechselgeschäft ablehnen), falsche Bolivar ausgeben oder das richtig vorgezählte Bündel gegen ein anderes, mit weniger Inhalt, austauschen. Der Kurs scheint stark zu schwanken. 2 Wochen später betrug er bei seriösen Wechslern bis 450 BS und wenige Tage später nur noch 420 BS. Gewechselt werden allerdings nur USD. Beim Einkauf

kann man nochmals 10 % sparen, wenn man statt mit Kreditkarte mit BS bezahlt. Außerdem wird beim Kauf mit Kreditkarte zum offiziellen Kurs (285 BS) das eigene Konto belastet. Erstmals auf unserer Reise konnten wir den TO-Stützpunkt nicht aufsuchen, weil wir zu spät vom neuen Stützpunkt auf Margarita erfahren haben. Die im Heft angegebene Adresse ist wenig aussagefähig und weder auf der Landkarte noch im Stadtplan von Porlamar zu identifizieren!

 

Der Ankerplatz in Porlamar ist sehr unruhig, weil eine starke Strömung quer zur Windrichtung zu starken Rollbewegungen führt. Rund um Margarita ist das Wasser nicht sehr klar. Richtig schmutzig und unruhig war es in Juangrigo (Ankerplatz 11.05,01 N, 63.58,52 W), aber auch an der Westküste vor Robledal (11.01.N, 64.23 W) und in Pampatar (10.59,83 N, 63.47,58 W) war es nicht viel besser.

 

Ein Geheimtip und Paradies ist Blanquilla. Herrliches Wasser, wunderschöne Strände, sehr geschützt und nur von wenigen Yachten besucht. Wir ankerten zuerst vor dem Strand mit den drei Palmen auf 5,5 Meter (11.50.23 N, 64.38,75 W) und später in der Americano-Bay (11.51,31 N, 64.38,24 W), wo es traumhaft schön war. Diese Insel war ein Höhepunkt unserer bisherigen Reise!

 

Empfehlenswert ist auch ein Besuch der an der Nord-Ostspitze von Margarita gelegenen Los Frailes-Inseln. Sehr geschützt, zwischen vielen Fischerbooten, ankerten wir auf 7 Meter (Sand) auf der Position 11.11,65 N, 63.44,30 W. Hier kommen nur Tagesausflugboote hin, besonders als Tauchgrund sind die Inseln bekannt. Während der drei Tage, die wir hier ruhig und sicher lagen, kam nicht eine andere Segelyacht vorbei.

 

Isla Coche ist auch einen Besuch wert. Wir ankerten mehrmals vor dem neuen Sporthotel, wo auch Segler willkommen sind, trotz starkem Wind völlig ruhig auf ca. 3 Meter Sandgrund vor dem langem und wunderschönen Beach (10.48,40 N, 63.59,44 W). Bei der Ansteuerung von Porlamar kommend muß unbedingt die Untiefentonne (10.50,06 N, 64.00,88 W) beachtet werden. Auf Ilsa Cubagua ankerten vor einem Sandstrand auf 2,5 Meter gut geschützt in Sichtweite des Wracks der dort auf Grund gelaufenen Fähre (10.49,81 N, 64.09,73 W). Der Tauchversuch am Wrack war allerdings nicht befriedigend, weil das Wasser sehr trübe war.

 

In Porlamar ist praktisch alles erhältlich. Sehr billig sind Zigaretten, Bier, Wein, Spirituosen und auch im Restaurant wird man selten mehr als 5-7 DM los. Es lohnt sich, hier die Bilgen aufzufüllen. Wasser ist ein Problem. Trinkwasser gibt es nur aus großen Flaschen(18 Liter für 300 BS), das Wasser am Steg wird nicht zum Trinken empfohlen. In dem kleinen Lebensmittelladen bei Concord-Beach kauften wir Konserven und Getränke billiger als in der Stadt. Wenige Meter entfernt gibt es einen Anlegesteg (für Dingis). Die Versorgung mit Benzin und Diesel ist nicht einfach. Es gibt praktisch keine Anlegemöglichkeit zum Bunkern. Wir haben ein Versorgungsboot gesehen, wo von Fässern Diesel umgepumpt wird. Diesel und Benzin sind sehr billig. Für 27 Liter Benzin haben wir in Puerto Mochima umgerechnet 1,60 DM gezahlt. Wirklich teuer ist hier in Venezuela das Telefonieren. Die größte Telefonkarte mit 2000 BS ist für ein Deutschlandgespräch in 2,5 Minuten leer. Es lohnt sich ein Besuch bei CANTV, wo man in klimatisierten Zellen gegen spätere Abrechnung telefonieren kann (Porlamar, Altstadt, Calle San Nicolas Ecke Calle Buenos Air).

 

Man hört sehr viel von Diebstählen. Dingis und Außenbordmotoren sollen besonders begehrt sein. Aber auch Leinen, die vom Wasser erreichbar auf Deck liegen oder an

der Reling aufgehängt sind, sollen abgeschnitten werden. Uns ist bisher nichts passiert, die Schilderungen klangen aber glaubwürdig. Dünne Drahtseile oder Ketten sollen angeblich profihaft durchtrennt werden.

 

Zur Zeit sind wir in Richtung Puerto la Cruz unterwegs. Auf dem Weg dorthin haben wir bisher Araya, Mochima, die Islas Caracas und Arapo besucht. Vor dem Ort Araya scheiterte der erste Ankerversuch in Nähe des Fähranlegers. Der Grund bestand aus Korallenköpfen. Außerdem war das Wasser sehr unklar. Wir gingen etwas südlich und fanden dann auf 10.33,06 N, 64.15,80 W einen schönen und geschützten Ankerplatz auf 6 Meter Sandgrund. Den Golfo de Cariaco haben wir nicht besucht, weil wir endlich Gebiete mit klarem Wasser erreichen möchten. Wir gingen gleich zum Mochima-Nationalpark weiter. Ein tief eingeschnittener Fjord bietet Schutz gegen alle Winde und zahlreiche Ankerplätze. Puerto Mochima ist ein kleiner Ort mit vielen Restaurants und Touristen. Ununterbrochen fahren kleine Motorboote die Tagesgäste zu den Stränden raus. Den schönsten Ankerplatz hatten wir in einer Seitenbucht gefunden. Dort ankerten wir auf 6 Meter völlig ruhig und alleine (10.23.14 N, 64.19,68 W). Als nächstes besuchten wir die Caracas-Inseln. Wir ankerten zwischen Caracas West und Ost auf 9 Meter (10.21.71 N , 64.25,98 W). Leider war das Wasser nicht so klar wie in den Segelführern versprochen. Ab drei Meter Tiefe wird das Wasser hier eisig kalt. Wir fanden beim tauchen aber sehr schöne Korallengärten.

 

In diesem Seegebiet (Ensada Tigrillo) ist es sehr schön und es gibt noch viele Ankermöglichkeiten, die wir aber noch nicht besuchen konnten, weil wir unseren Besuch rechtzeitig in Puerto la Cruz abliefern müssen. Die Islas Arapo (10.15 N, 64.29 W) haben wir nur passiert. Sie liegen sehr schön, waren uns aber zu überlaufen (Osterferien in Venezuela?). So viele Motorboote auf einem kleinen Stück haben wir noch nie gesehen, auch nicht im Mittelmeer. Jeder Strand, auch am nahen Festland, war total übervölkert. Deshalb steuerten wir Isla Monos an, hier fallen aber die Felsen bis an das Ufer steil ins Wasser ab. Als nächstes steuerten wir die kleine Insel Cochicamo an, weil uns der Strand aus der Ferne sehr einladend aussah. Hier ankerten wir schließlich auf 8 Meter, ca. 40 Meter vom Strand entfernt in klarem Wasser auf Sandgrund (10.17,53 N, 64.33,06 W). Vorsicht: Korallenköpfe in Strandnähe!

 

Am 5.4.96 erreichten wir Puerto la Cruz. Die Marina Paseo Colon verlangt zur Zeit 160 BS pro Fuß incl. Strom und Wasser. Das schien uns teuer und wir gingen weiter zum El Morro Komplex, wo es fünf Marinas (incl. Der CMO-Werft) gibt. Gleich hinter dem Wellenbrecher ist die völlig neue Bahia Redonda Marina. Hier fanden wir einen ruhigen und sicheren Liegeplatz für 80 BS/Tag (ab 16 Tage 72 BS, ab 31 Tage 64 BS) incl. Wasser. Strom kostet pro Tag 860 BS und kann tageweise bestellt werden. Die neue Anlage ist sehr gepflegt, die Toiletten und Duschen erstklassig und es gibt sogar einen Pool. In die Stadt kommt man problemlos mit dem Bus (30 BS) oder mit dem Taxi für 500-700 BS je nach Tageszeit. Wir finden die Stadt sehr schön. Sie ist interessant, lebendig und wir fühlten uns auf Anhieb wohler als im etwas sterilen und sehr touristisch geprägtem Porlamar. Wir sind gespannt wie es weitergehen wird. Nach einer Inlandstour wollen wir weiter nach Tortuga, Roques, Aves und Bonair.

 ENDE

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