Sieben Monate auf den Winward-Inseln in der Karibik

geschrieben am 10.8.95, Grenada, Karibik

 

Inhalt:     Martinique, St. Lucia,  St. Vincent, Union Island und die Blue Lagoon, Mustique, Cannouan, Tobago Cays, Union Island, 
                Carriacou, Grenada.
Zum Schluß einige Bemerkungen zur Ausrüstung:

 

Mein letzter Bericht (TO Juli/95) endete mit der Ankunft in Martinique am 25.2.95. In Fort de France (FdF) kann man entgegen der teilweise veralteten Informationen in „Segeln in der Karibik“ von Wilkensky/Jens auch am Wochenende einklarieren. In der Bucht, direkt vor der Stadt (Flammands), befindet sich ein modernes Empfangsgebäude im Bereich des Kreuzfahrer-Anlegers, wo man auch Samstag und Sonntag von 9.00 bis 14.00 einklarieren kann. Die Prozedur ist für EG-Bürger völlig unkompliziert. Die Bucht von FdF ist voll mit Ankerliegern. Man liegt recht gut, aber die kleinen Fähren machen oft viel Schwell. FdF hat für Kreuzfahrtschiffe zwei Anleger. Der andere befindet sich am Quai Oust, wo auch die großen Fähren abfahren!

 

Da wir insgesamt vier Monate in Martinique waren (davon allerdings eine Woche in Miami und drei Wochen in Deutschland) haben wir diese Insel besonders gut kennen gelernt. Es ist teuer und schön dort. Es gibt praktisch alles. Die Lebensmittel sind teurer als in Deutschland, Yachtausrüstung kostet zwei bis dreimal so viel. Post bekommt man ganz unkompliziert, wenn man darauf achtet, daß die Sendung richtig „privat“ aussieht. Besonders loben möchten wir die Hilfe von Marianne und Philipp vom TO-Stützpunkt Martinique, St. Anne. Alle unsere Probleme haben die beiden zu ihren gemacht und sich entsprechend engagiert.

 

Erfahrungen konnten wir mit zwei Marinas machen. Einmal lagen wir eine Woche während unseres Ausfluges nach Miami im Yachtclub Martinique in FdF. Dieser befindet sich am großen Kreuzfahrt- und Fährterminal etwas nördlich der Flammands. Trotz Clubrabatt zahlten wird für diese Woche 900 ff. Das Wasser ist unglaublich dreckig und ölig. Die zweite, eine ganz neue und große Marina, ist in Le Marin, also wenn man von St. Anne aus weiter in die Bucht einfährt. Die Einfahrt ist bis zur Marina sehr gut betonnt. Hier liegt man ruhig, sauber und völlig sicher. Hier kann man auch täglich von 7-14 Uhr ein- und ausklarieren, was besonders angenehm ist, wenn man nach oder von St. Lucia kommt bzw. fährt. Für 4 Wochen zahlten wir 1650 ff inklusive Wasser und Strom. Vor der Marina kann man auch sicher und gut ankern. Le Marin ist ein kleiner Ort, aber man kommt gut mit seinen Einkaufswünschen zu recht und einen guten Supermarkt kann man bequem mit dem Dingi erreichen, wenn man an den Anleger der kleinen Werft geht. Außerdem hat man die wunderschöne Bucht von St. Anne direkt vor der Haustür.

Als sehr gute Yachtausrüster haben wie den Capitains-Shop in der Le Marin-Marina (mit Filiale in Pt.du Bout, in der dortigen kleinen Marina) und Muliticap Caraibes am großen Fähranleger in FdF (gegenüber Yachtclub) kennen gelernt. Wie schon gesagt, es ist alles sehr teuer, aber man bekommt alles. Bei Multicap haben wir einen neuen Niro-Wassertank schweißen lassen. Erstklassige Arbeit, jedoch 1500 DM für einen 380 Litertank! Die Leute sind auch auf Alu-Schweißarbeiten spezialisiert. Es lohnt sich zum Einkaufen mal einen Leihwagen zu mieten, insbesondere dann, wenn man die letzte Gelegenheit nutzen will, sich mit Wein zu annehmbaren Preisen einzudecken.  Fährt man die Autobahn von FdF in Richtung Flughafen (Lammentin), sind am Stadtausgang mehrere große Supermärkte, Baumärkte (besonders der im Einkaufszentrum Galeria) und sonstige große Spezialanbieter aller Branchen. Eine Art „Aldi-Mark“ gibt es auch an der Autobahn. Dort sind Bier und Wein und diverse Lebensmittel deutlich billiger als anderswo (Marianne und Philipp fragen). Da es Leihwagen schon ab 150 ff pro Tag gibt, lohnt sich das immer, denn mit Taxi ist man leicht den gleichen Betrag für wesentlich kürzere Fahrten los. Auch alle große Automarken haben Vertretungen in FdF. Ich erhielt sogar eine Wasserpumpe für einen OM 615 direkt vom Lager der Mercedes-Vertretung!

 

Von Martinique kann man auch recht günstig nach Frankreich fliegen. Man muß in den vielen Reisebüros nach Sonderangeboten fragen. Wir folgen für 650 DM pro Person nach Paris! Benzin oder Diesel kann man in Martinique zollfrei am Hotelanleger in Pt. du Bout und in der Marina Le Marin. bekommen, wenn man ausklariert hat. Der Preisunterschied ist fast 50 % (2,16 ff/Liter).

 

Gerne lagen wir in der Buch vor St. Anne. Ein hübscher Ort und ein guter Ankerplatz. Taucher finden am Rock Daimond ideale Bedingungen. Für uns war das der bisher beste Tauchplatz!

 

Auch die Ostküste (Atlantikküste) von Martinique haben wir erkundet. Dort ist es wunderschön und mit guten Karten (wir haben nur britische und deutsche an Bord) sowie Hinweisen aus Handbüchern („Segeln in der Karibik“ von Wilkensky/Jens) kommt man gut zurecht. Wir haben bis Robert fast jede Bucht besucht. Hier kann man gut Riffpassagen üben und einsame, wunderschöne Ankerplätze entdecken. Die meisten schwierigen Stellen sind gut betonnt, insbesondere auch die Passe du Vauclin. Aufpassen muß man besonders bei der Einfahrt zur Bay de Anglaise. Relativ problemlos sind Cul des Sac Grenade, wo es uns sehr gut gefiel, Long Islet bei Fregatte, St. Francoise (im Innenteil leider kein sauberes Wasser) und Gros Islet. Die Bucht von Robert ist riesig und bietet viele Ankerplätze, verlangt aber exakte Navigation. Ich bin mit GPS und Sicherheitszuschlag gut zurechtgekommen. Wenn es Probleme gab, waren es immer eigene Unachtsamkeit. Besonders schön fanden wir den Ankerplatz vor der Ilet Madame (14.40,00 N, 60.53,34 W), wo wir direkt hinter dem Riff lagen. Schön ist es auch an der Ilet Ragot (14.41,24 N, 60.53,31 W), aber etwas eng, wenn mehrere Yachten ankern wollen. Will man nach Robert selbst, muß man ganz besonders aufpassen, weil es gerade hier keine Tonnen gibt. Auf keinen Fall auf die großen Fischerkörbe zuhalten. Diese müssen im sicheren Abstand Steuerbord bleiben und erst dahinter nach Robert eindrehen. An der Ostküste hat man sicher auch in der Hochsaison eine gute Chance dem Yachttourismus zu entkommen.

 

 

An der Westküste sind uns die Grand Anse de Arlet und die Petit Anse der Arlet in bester Erinnerung. Auch St. Pierre hat uns gut gefallen. Ansonsten dominiert an der Westküste die riesige Bucht von FdF mit ihren vielen Ankermöglichkeiten. Hier ist es aber überall sehr voll und das Wasser (auch wegen der vielen Flußmündungen) nicht immer klar! Nach drei Wochen Deutschlandaufenthalt im Mai, MANA lag in dieser Zeit in Le Marin, ging es dann nochmals zu einigen schönen Plätzen in Martinique, die wir aber alle schon vorher besucht hatten.

 

Ende Juni  ging es dann doch weiter Richtung Süd, zuerst nach St. Lucia, wo wir ja auch schon kurz Anfang Februar waren. St. Lucia ist eine schöne Insel aber nicht ganz einfach für Yachties.. Bis auf Rodney Bay, Castries und Vieux Fort wird man an allen anderen bekannten Ankerplätzen doch sehr belästigt. Rodney Bay ist teuer, gut abgeschirmt, und bietet sowohl im Innenteil neben der Marina und auch der Bucht selbst sehr gute Ankermöglichkeiten. Die Marina bewahrt auch Post für Segler auf. Die Adresse lautet: Rodney Bay Marina, P.O. Box 1538, Castries, W.I.

 

In Castries liegt man im großen Hafenbecken direkt vor der Stadt und schwimmen muß ausfallen. Die Versorgungsmöglichkeiten in Castries schätzen wir als sehr gut und relativ preiswert ein. Die Marigot Bay, so schön sie auch sein mag, ist nicht in guter Erinnerung. Zu viel Belästigung, sehr schmutziges Wasser in der Lagune und selbst im Juni noch total überfüllt. In Soufriere und der Piton-Bucht ist ankern sehr schwierig bzw. fast unmöglich, da viele Plätze mit kostenpflichtigen Murings belegt sind. Schon weit vor den Einfahrten kommen die „Platzanweiser“ entgegen und lassen einen nicht mehr los. Einen schönen, gut geschützten und einsamen Ankerplatz haben wir trotzdem entdeckt: Er liegt am Jambette Point bei Canaries (13.54,60 N, 61.05,05 W). Sehr empfehlenswert!

 

Am 8. Juli weiter nach St. Vincent. Kurz vor Kingstown ließ mich erstmals mein Motor im Stich. Da Wind und Strömung für eine Ansteuerung ohne Motorhilfe sehr ungünstig waren, gingen wir gleich weiter nach Bequia in die Admiralty Bay. Zum Glück, wie sich später herausstellte, denn bei den stark eingeschränkten Ankermöglichkeiten vor Kingstown hätte es ohne Motor große Probleme gegeben.

 

Einklarieren war in der Admiralty Bay problemlos Ich beschäftigte mich dann mit dem Motor. Der Flansch des Thermostatgehäuses war an einer Seite nicht mehr vorhanden, weggefressen. Dank Weicon Epoxid-2-Komp. Kitt war auch das zu reparieren. In wie vielen Situationen hat mir diese Knetmasse schon aus der Patsche geholfen? Sie ist preiswert und fast universell einsetzbar. U.a. habe ich damit auch einen defekten Hydraulikanschluß und einen Ruderlagengeber repariert. Einen Nobelpreis hätte diese Produkt verdient.  Natürlich haben wir auch Otmar Schaedle besucht. Sein Refugium liegt aber sehr abseits, das Taxi hin und zurück kann man für 30 EC (1 EC = ca. 0,65 DM) haben. Dafür liegt sein Restaurant aber traumhaft schön und das Essen ist ausgezeichnet. Inklusive Taxi ist man dann an einem Abend aber locker 100 USD los! Sein Dingi sollte man in dieser Bay unbedingt an einem der Hotel- oder Restaurantanleger festmachen, was auch ohne Verzehrzwang möglich ist!

 

Kingstown auf St. Vincent wollten wir auf keinen Fall auslassen. Deshalb gingen wir dorthin zurück. Für Yachten gibt es nur einen kleinen Ankerplatz neben dem großen Schiffsanleger. Dort ist es sehr eng. Es hat sich aber gelohnt. Für uns war Kingstown die erste „typische“ karibische Stadt unserer Reise. Der Markt ist sehenswert, Gemüse und Obst recht preiswert (im Gegensatz zu Bequia und den folgenden Insel der Grenadinen). In Kingstown sollte man sich für die geplante Zeit in den Grenadinen gut verproviantieren. Man spart dann viel Geld. In den Supermärkten gibt es fast alles. Allerdings sollte man sehr aufpassen und das Boot gut abschließen. Auch Unfreundlichkeiten der Einheimischen sind nicht auszuschließen.

 

Von Kingstown ging es dann weiter in den Süden von St. Vincent. Union Island und die Blue Lagoon warteten. In Union Island darf man nicht mehr ankern. Die Muring kostet für die erste Nacht 10 USD! Auch in der Blue Lagoon, wo man ankern darf, aber kaum einen Platz findet, weil überall Murings angebracht sind, bleibt meist nichts anderes übrig, als die Geldbörse für Muringgebühren („nur 20“ EC) zu zücken. Trotzdem blieben wir in der Blue Lagoon fast eine Woche und können die Folgetage auf 15 und 10 EC drücken. Sollte jemand in der Bucht Hans mit seinem Katamaran namens PK4 treffen, empfehle ich unbedingt den Kontakt. Er liegt dort schon mehrere Jahre und kennt fast alles. Er hat auch mein Wetterfax ins Laufen gebracht.

 

Da Ute wegen einer dringend Privatangelegenheit am 4. August von Grenada nach Deutschland fliegen mußte, haben wir die Grenadinen im Schnelldurchgang gemacht. Die schönsten Plätze wollen wir nach ihrer Rückkehr Ende August nochmals besuchen. Von der Blue Lagoon gingen wir direkt nach Mustique. Dorthin fahren wir bestimmt nicht nochmals. In der Grand Bay ankert man mit viel Schwell und auf allen Ankerplätzen muß man eigentlich Gebühren bezahlen, worauf große Schilder hinweisen. 40 EC für die erste Nacht und 20 für die Folgenächte. Kassiert wird in Basils Bar. Wir haben zwar nichts bezahlt, weil man vielleicht die wenigen Segler außerhalb der Saison nicht verprellen wird. Aber auch in der Hochsaison sind die Plätze ihr Geld nicht wert. Und Basils Bar ist nicht so toll, daß man unbedingt dagewesen sein muß. Mustique befindet sich komplett im Privatbesitz und hat deshalb seine eigenen Regeln.

 

Als nächstes gingen wir nach Cannouan. Diese Insel besuchen wir gerne nochmals, denn sie bietet viele schöne Ankerplätze und ist noch sehr ursprünglich. Die Einfahrt zur Charlestown Bay ist gut betonnt. Der Ort ist richtig urig, mit Mini-Postamt und einer Telefonzelle. Vor dem neuen Hotel wurde ein perfekter Dingianleger gebaut. Mayero, das Tor zu den Tobago Cays war unser nächstes Ziel  Hier muß man unbedingt mal in der Salt Wistle Bay (12.38,85 N, 61.23,39 W) ankern. Auch hier wollen wir nochmals hin.

 

Schließlich ging es zu den vielgerühmten Tobago Cays. Es ist wirklich schön hier, sogar Ende Juli noch voll mit Yachten. Wie muß das dort von Januar bis April aussehen? Die Passagen sind zur richtigen Tageszeit alle relativ unproblematisch. Mit einer guten Karte sollte niemand Probleme bekommen. Für uns war der schönste Ankerplatz zwischen den beiden kleinen Riffen vor der Insel Petit Tabac außerhalb des Horse Shoe Reef (12.37,48N, 61.21,02 W). Fahren Sie nicht zu weit zum Strand. Dort ist es zwar weiterhin ausreichend tief, dafür gibt es aber unerklärlicher Weise viel mehr Schwell als wenn man etwas weiter draußen bleibt, wo man ganz ruhig liegt. Mehr als 6 - 7 Yachten können dort aber nicht ankern. Die wenigstens trauen sich hin, obwohl es keine Probleme gibt, man muß aber aus dem großem Riff raus, was jedoch in südlicher Richtung recht einfach geht.

 

In Union Island waren wir nur in Clifton zum Ausklarieren. Dazu muß man auf den Flughafen. Die Einfahrt ist gut betonnt und am besten ankert man vor Thompson Island. Fährt man mit dem Dingi zum Anleger von Sunrise-Charter (und Hotel), ist es zum Flughafen nur noch ein kurzer Fußmarsch.

 

In Carriacou haben wir für Grenada einklariert. Hillsboro ist ein kleines Städtchen, die Hafenbehörde und der Zoll sind direkt am Anleger, die Immigration etwas weiter weg. Dort muß man aber unbedingt auch hin, im Gegensatz zu Martinique und St. Lucia, wo wir, weil die Immigration gerade nicht präsent war, vom Zoll komplett abgefertigt wurden und sowieso keinen Stempel in den Paß bekommt. In Grenada werden die Pässe von der Immigration gestempelt. Und wehe, man hat den Stempel nicht. Sonst sind aber aller locker und sehr freundlich! Raucher sollten sich unbedingt im Supermarkt von Carriacou mit Zigaretten eindecken. Sie kosten dort nur die Hälfte als später in Grenada! Nach Gibraltar und den Kanaren ist dies die erste Station in der Karibik, wo Zigaretten richtig billig sind (ca. 2,60 EC pro Packung) ! Wir haben auch die Tyrell Bay besucht, denn hier ist auch ein Hurrikane Hole. Auch diese Bucht ist gut betonnt und somit problemlos.

 

Weil wir jetzt schon unter Zeitdruck waren, gingen wir direkt nach Grenada weiter. Bei der Einfahrt zur Lagune von St. George’s muß man aufpassen. Die Passage ist gut, aber durchaus mißverständlich in der Einfahrt betonnt. Nach der roten Tonne Nr. 8 (bei Einfahrt Steuerbord!) muß man unbedingt noch an der großen roten Boje vorbeifahren und erst nach der schiefen, nicht genau definierbaren Barke mit dem weißen Dreieck mit rotem Rand Zeiten 90 Grad nach Steuerbord abbiegen. Ab diesem Zeitpunkt ist dann alles klar. Das Wasser in der Lagune ist leider nicht sehr schmutzig. Dafür ankert man aber sicher. Im Haus des Yachtclub (blaues Dach am Hügel nördlich), das eher eine normale Gaststätte ist, hat man einen guten Ausblick und preiswerte Drinks. Die Marina auf der Südseite hat ihre besten Tage schon lange hinter sich gelassen. Schon 1988 konnte man in der YACHT lesen, daß hier eine neue hurrikanesichere Marina entstehen soll. Davon ist nichts zu sehen. Die Holzstege sind ziemlich verfallen und alles andere auch. Trotzdem gibt es hier viele Servicemöglichkeiten und wer noch nicht in Grenada einklariert hat, findet hier die Behörden beisammen in der Marina, ein Service extra für Fahrtensegler!

 

Sehr gut ankert man auch nördlich der Einfahrt zum Hafen von St. George’s in Richtung Grand Anse Bay. In der Grand Anse selbst darf man nicht ankern, es sei denn, man bleibt mindestens 500 Meter vom Ufer weg. Dort ist es aber schon gut 15 Meter tief! Die Küstenwache überwacht das sehr genau. St. George’s ist eine saubere, englische Karibikstadt. Hier ist auch das Preisgefüge wieder in Ordnung. Ankert man in der Lagune, kann man mit dem Dingi direkt zum Anleger des Supermarktes „Foodland“ fahren und preiswert einkaufen. Daneben befindet sich ein gut sortierter Autozubehörshop mit einer Haushaltswarenabteilung. Will man ins Stadtzentrum, muß man mit dem Dingi in die schöne Carenage fahren. Das Zentrum befindet sich aber nicht rund um die Carenage sondern weiter nördlich hinter dem Fort. Man sieht das Zentrum auch, wenn man von Norden kommend in die Bucht einfährt.

 

Sehr überrascht waren wir in der TO-Zeitschrift Juli 1995 zu lesen, daß Ursula Williams nicht mehr Stützpunktleiterin ist. Als wir in Grenada ankamen, wußte ich das noch nicht. Wir hatten uns wichtige Post zu ihr schicken lassen. Der Telefonkontakt klappte sofort und Ursula hat uns in vieler Hinsicht effizient und kostensparend geholfen. Wir TO’ler sollten auch immer daran denken, daß Stützpunktleiter ehrenamtlich tätig sind. Irgendwie müssen sie ja ihre Brötchen verdienen. Und Ursula hat da eben einen Job, der sie manchmal schwer erreichbar macht. Außerdem: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es auch heraus! Von allen Stützpunkten die wir bisher kennen lernten, und wir haben alle auf unserer Strecke gelegenen besucht, waren Marianne und Philipp in Martinique und Ursula in Grenada die rührigsten. Wir rufen auch alle Stützpunkte, wo wie Post erwarten, schon lange vorher an.

 

Zum Schluß einige Bemerkungen zur Ausrüstung: Den größten Ärger meiner nunmehr 10 monatigen Reise vom Mittelmeer in die Karibik hatte mir mein Wallas Ceran-Petroleumherd bereitet. Der Herd ist sehr teuer, aber bei genauer Betrachtung billigst zusammengebaut. Schon die Topfhalter mit Plastikführung sind eine Zumutung. Trotz Esso Blue und Vorfilter war der Brenner ständig verstopft. Bis ich es leid war und ihn in Martinique gegen einen Gasherd auswechselte. Meinem teuren Fastnet MAD44 ist das PC Wetterfax 7.0 deutlich in der Decordierleistung überlegen. Ständig Ärger habe ich auch mit den Scharnieren meiner Lewmar-Ocean-Luken. Zum Glück habe ich genügend Ersatzscharniere dabei. Mit meinem Windgenerator (Fourwinds 4-Flügel) bin ich überhaupt nicht zufrieden. Unter 20 Knoten Wind tut sich praktisch nichts. Meine Navigationselektronik (Raytheon Radar R40 und GPS-Raystar 920, Seafarer 901 Lot, VDO Wind, Log und Kompaß ADIS) funktionieren anstandslos. Genauso meine Kühlbox Isotherm. Mein neues Ferropilot-FLS II Vorausecholot erfüllt nicht die Erwartungen. Da mir der nachträglich Einbau des großen Bronzegebers bei meinem Stahlschiff zu aufwendig war, habe ich das Modell mit dem Kunststoffgeber gewählt. Die Sendeleistung ist wahrscheinlich zu schwach und das Gerät taugt zur normalen Tiefenmessung nicht, denn die Auflösung der Tiefen ist viel zu ungenau. Zwischen 0 und 2 Meter ist kein Unterschied am Display, wohl aber unterm Kiel! Die Vorausinformationen kann man nur mit viel Erfahrung deuten und können lediglich hilfsweise herangezogen werden, wenn überhaupt etwas angezeigt wird. Meinen Timco-Autopiloten hatte ich schon im letzten Bericht gelobt. Ärger gibt es immer wieder mit den Pumpen. Meine Flojet-Duschlenzpumpe habe ich schon mehrfach ausgewechselt. Die Pumpen werden als selbstansaugend verkauft. Das stimmt nicht. Wenn die Pumpe wirklich leer ist, geht nichts mehr und man muß ins Gehäuse Wasser einfüllen, denn sonst glaubt man, die Pumpe ist kaputt! Das gilt auch für die Wasserpumpe von Flojet. Meine alte Shurflo-Pumpe hatte solche Probleme nie. Phantastisch sind meine Andersen Winschen. Optisch und mechanisch nach fast sechs Jahren Nutzung tadellos! Gute Erfahrungen habe ich auch mit der Wasserentsalzungsanlage PUR 80 II. Bis jetzt ohne Störungen. Wir kaufen kein Trinkwasser seit der Atlantiküberquerung. Das selbst erzeugte Wasser schmeckt gut und wir sparen viel Stauraum. Dem möglichen Mineralmangel kann man gut mit Zugaben von Zitronen und Fruchtsäften entgegenwirken. Außerdem kann man in jeder Apotheke das „Oral rehydration salt“ nach der WHO Empfehlung kaufen: 3,5 g Natriumchlorid (Salz), 2,5 g Natriumcarbonat, 1,5 g Kaliumchlorid und 20,0 g Glucose pro Liter Wasser. Nimmt man dazu noch preiswerte Ascorbinsäure (Vitamin C), ist stets frisches, wohlschmeckendes und gesundes Trinkwasser an Bord. MANA ist eine Reinke 12M mit Twinkielen. Trotz angeblicher (aber selbst noch nicht bemerkten) Nachteile hoch am Wind, hat sich der geringe Tiefgang schon mehrfach bezahlt gemacht. Ich bin auch schon mehrfach aufgelaufen und immer aus eigener Kraft freigekommen, weil die Doppelkiele auch hier für Stabilität sorgten und das Ruder schützten und stützten.

 

Ute ist jetzt in Deutschland und bringt hoffentlich die vielen Ersatzteile und Lebensmittel bei der Rückkehr gut durch den Zoll. Ich erkunde mit meinem Besuch die Südküste von Grenada und werde dann mit Ute nochmals die schönsten Plätze von Grenada und den Grenadinen besuchen. Anfang September wollen wir dann weiter nach Trinidad und Venezuela. Die Wetterberichte machen jetzt schon die mögliche Gefährlichkeit des Reviers deutlich. Kürzlich gab es den kleinen Hurrikan ERIN vor Florida und gerade jetzt (10.8.) kommt vom Atlantik der Tropical Storm FELIX auf die Karibik zu. Aus FELIX könnte ein ausgewachsener Hurrikan werden. Wir hoffen, daß auch in diesem Jahr der Südteil der Winward-Inseln verschont bleibt. Sehr ausführliche Wetterberichte in FEC (Sitor) empfange ich von WLO (8534, 12992 und 16997,6 USB, also alles minus 1,5 bis 1,9) und ausgezeichnetes Wetterfax und Sat-Bilder von NAM (8080 USB, bei mir effektiv 8078,3) mit meinem PC Wetterfax 7.0 und einem YAESU FT 757 GXII, Achterstag und einfache Anpassung (ICOM MN-100L).

 

Ende

Zurück zur Startseite/Inhaltsverzeichnis TO